Mittwoch, 30. November 2011

sand oder doch nur öl im getriebe

jeden tag gibt es etwas neues, sich zu ärgern. heute lese ich bei zeit online (link), dass deutschland an israel ein u-boot liefert, welches mit nuklarsprengköpfen bestückt werden kann. das ist ein vorgang, der gar nicht mal so selten ist. die rüstungsindustrie ist aktiver als vielen von uns lieb ist und wahrscheinlich passiert das auch mit absicht so im dunkeln. zu selten bekommt man wirklich mit, welche geschäfte da laufen. bereits 2005 hat wohl gerhard schröder, der damalige bundeskanker, diesen rüstungsdeal mit israel klargemacht. interessant an diesem geschäft ist jedoch auch die hohe kostenbeteiligung der deutschen, die nämlich ein drittel der kosten tragen. das sind also die deutschen steuerzahlerinnen, die den export von u-booten nach israel mitfinanzieren.
ist das absurd? es ist absurd.

es ist wie mit stuttgart 21. am meisten verwundert mich an großprojekten wie diesen, warum plötzlich eine menge geld da zu sein scheint. obwohl es doch ständig fehlt!? der staat und die länder verweisen immer wieder auf die hohen schulden. viele soziale und kulturelle einrichtungen verwaisen oder werden geschlossen aufgrund mangelnder gelder. aber gelder für prestige-projekte sind immer da. und geld ist scheinbar auch dort vorhanden, wo die rüstungslobby sich bereichert. sowieso: die tatsache, dass einige staaten von den kriegen der anderen profitieren ist einer der größten skandale überhaupt. eine tatsache, die skurril, vielleicht ökonomisch logisch (?), aber vor allem zugleich menschenverachtend ist. und jeder von uns ist teil dieses systems.

ich versuche auszubrechen aus dem system. ich versuche nachhaltig zu leben, ich versuche ökologisch und sozial zu konsumieren (oder ist das an sich schon ein widerspruch?). doch die grenzen sind klar erkennbar. zum beispiel beim kleidungskauf. firmen wie kik sind für mich tabu, und das nicht erst seit dem sehr guten dokumentarfilm von christoph lütgert für die ard (youtube-link). eine jeans für 5 euro, ein shirt für die hälfte? hier ist es offensichtlich, dass irgendjemand ausgebeutet wird. es kann gar nicht sein, dass für diesen preis arbeiterinnen im ach so fernen asien gut bezahlt werden können. es kann gar nicht sein! da braucht sich keine eine illusion machen. aber auch die anderen firmen sind da keine großen helden. bei h&m ist auch davon auszugehen, dass auf möglichst billige weise – und damit auch mit dumpinglöhnen der arbeiterinnen – hergestellt wird. und was ist mit den marken, bei denen mehr gezahlt wird? benetton, esprit, adidas und co.? wer glaubt, hier auf der sicheren seite zu sein wird bitter enttäuscht. sicherlich profitiert hier jemand. aber das sind bestimmt nicht die näherinnen der fabriken. das viele geld kommt doch in den chefetagen an und nie weiter unten. wenn ich darüber nachdenke wird mir ganz schlecht. es gibt ein paar wenige faire kleidungsmarken, aber welche studentin kann sich diese leisten? für mich ist die ökonomischste variante der kauf von gebrauchter kleidung. aber damit kurble ich natürlich nicht gerade die deutsche wirtschaft an ... und überhaupt: kann das die lösung sein?

ich werde jedenfalls ganz wahnsinnig beim einkaufen. auch bei lebensmitteln lege ich viel wert darauf, regional und saisonal zu kaufen. wütend werde ich, wenn in den supermärkten oft sogar das gemüse aus dem ausland kommt, das gerade in deutschland (quasi um die ecke) wächst. wie oft stehe ich vor den gemüseregalen, lese mir etiketten und beschriftungen durch, nehme ein produkt nach dem anderen in die hand, um es dann wieder zurück zu legen. einseitiger wird mein einkauf und komplizierter. an der kühltheke ist natürlich damit nicht schluss, sondern es geht damit weiter, dass ich bestimmte marken nicht unterstützen mag.

macht das, was ich da tue, überhaupt sinn? an manchen tagen werde ich ganz verrückt davon und stehe fassungslos im supermarkt. mir vergeht die lust am einkaufen, am kochen und am essen. und ich hoffe dann doch immer, dass ich mit dem was ich tue, sand im getriebe bin.

Donnerstag, 17. November 2011

sage nein!

nun ist einige zeit vergangen, seit ich zuletzt etwas geschrieben habe. das heißt jedoch nur, dass meine zeit im moment sehr knapp ist und nicht, dass mir nichts durch den kopf geht. im moment sind es sogar sehr viele themen, die mich bewegen. eines davon sind die nazis.

die entdeckung der rechten organisation " nationalsozialistischer untergrund" erinnert mal wieder auf unangenehme weise alle daran, dass der braune sumpf längst nicht ausgetrocknet ist. lange zeit konnte das thema wieder ignoriert werden von der öffentlichkeit, jetzt schreit es geradezu nach reaktion. endlich werden diskussionen über ein npd-verbot wieder lauter. seit jahren ärgert mich schon, dass aufgrund der großen anzahl an v-leuten dies nicht durchgesetzt werden kann. es kann doch nicht sein, dass das system sich ein eigentor schießt!

beim thema nazis fällt mir immer wieder der wunderbare text von konstantin weckers "sage nein" ein, dessen refain lautet: "ob als penner oder sänger, banker oder müßiggänger, ob als priester oder lehrer, hausfrau oder straßenkehrer, ob du 6 bist oder 100, sei nicht nur erschreckt verwundert, tobe, zürne, misch dich ein: - sage nein!" - "sage nein" von konstantin wecker

natürlich ist ein npd-verbot nicht alles. zum austrocknen des braunen sumpfes braucht es viel, viel mehr. aber es ist ein wichtiger schritt.