oft höre ich in diskussionen oder
alltags-gesprächen den begriff des feminismus. er begegnet mir
meistens in abwertender form. "du alte feministin!" ist
einer der aussprüche, die ich mir anhören muss. ich schreibe
"muss", denn jedesmal, nachdem eine solche äußerung
gefallen ist, frage ich mich: soll ich darauf stolz oder beleidigt
sein, es als selbstverständlich annehmen oder irritiert werden? zur
irritation reicht es leider schon. das hat jedoch nichts damit zu
tun, dass ich nicht als feministin dargestellt werden möchte. daher
dieser text.
ich finde es eigentlich verrückt, dass
der feminismus eine so negative assoziation bei vielen hat. denn was
würden wir heute ohne die feministinnen von damals und heute machen?
wie würden wir ohne eine engagierte frauenbewegung leben? wie würden
wir denken?
warum aber gibt es diese negative
komponente des feminismus-begriffes? und warum begegnen mir männer
und frauen gleichermaßen damit, es wie eine beschimpfung
einzusetzen? wenn sich beispielsweise eine frau nicht die beine
rasieren mag. oder wenn sie leidenschaftlich fußball spielt. wir
beschweren uns über die unglaublich hohen erwartungen, die
heutzutage an uns gestellt werden, auch bezüglich unserer
geschlechtlichen identität. aber an wen richtet sich unsere
beschwerde? wir selbst sind die gesellschaft, die werte prägt. wenn
jemand etwas ändern kann, dann wir. und das handeln beginnt im kopf,
immer.
mich ärgert, wenn frauen sich selbst
unterordnen, um "geliebt" zu werden. mich ärgert, wenn
frauen tätigkeiten des haushalts ganz selbstverständlich
übernehmen. mich ärgert, wenn frauen einen kumpel anrufen, der das
fahrrad repariert, anstatt es selbst zu versuchen. diese beispiele
klingen zum teil banal, zum teil absurd. ich erlebe und sehe sie
ständig. ich nehme sie bei vielen frauen und mädchen in meinem
bekanntenkreis wahr. ja es stimmt: wir leben in einer
männerdominierten welt. trotzdem sind es nicht die männer, die alle
regeln bestimmen. wenn ich als frau eine rolle übernehme, die ich
mir selbst zuteile, wird es für mich schwer, mich über die rolle
beschweren. sie zu hinterfragen und zu brechen ist ein ziel des
feminismus. wahrscheinlich gilt es für jede
einzelne, den feminismus neu zu überdenken. denn für mich hat
feminismus auch nichts damit zu tun, fan von alice schwarzer zu sein.
deren zeitschrift emma hat aus meiner sicht nichts feministisches,
sondern ist zum teil männerverachtend und entspricht damit dem
gegenteil. inspirierend sind solche seiten wie das blog
mädchenmannschaft (blog), das ich hier nur
weiterempfehlen kann. es bezieht sich bei der definition des
begriffes auf die encyclopedia britannica, die besagt, dass
feminismus “the belief in the social, economic, and political
equality of the sexes” ist. es geht also vorrangig darum, sich für
die soziale, wirtschaftliche und politische gleichheit von männern
und frauen einzusetzen. nach dieser deninfition ist fast jede und
jeder in meinem bekanntenkreis ein feminist bzw. eine feministin.
in zukunft sollte ich über äußerungen
wie "du alte feministin" lächeln. und sagen: "du doch
auch".
p.s. mir ist bewusst, dass der
feminismus viele einzelne ausprägungen und richtungen kennt. die
einzelnen aspekte genauer zu beleuchten, erschien mir für diesen
text zu ausführlich, da es mir um den allgemeinen gebrauch des
begriffes "feminismus" geht. es sei mir verziehen.
"deren zeitschrift emma hat aus meiner sicht nichts feministisches, sondern ist zum teil männerverachtend und entspricht damit dem gegenteil. inspirierend sind solche seiten wie das blog mädchenmannschaft"
AntwortenLöschenEinige Ansichten von Autoren der Mädchenmannschaft finde ich ebenfalls männerfeindlich, lantzschi Ansichten zB das Männer quasi keine Mitspracherechte haben, was Gleichberechtigung angeht.
Der poststrukuralistische Genderfeminismus, insbesondere mit den Privilegientheorien baut schon ein gewisses Feindbild Mann auf.
Ich würde mir wünschen, dass das etwas
"mich ärgert, wenn frauen einen kumpel anrufen, der das fahrrad repariert, anstatt es selbst zu versuchen."
AntwortenLöschenDas will ich jetzt überlesen haben :)
Es ist doch aber so, dass manche Menschen etwas besser können als andere. Ich frage dich ja z.B. auch wie ich einen Satz am besten formuliere, weil du es einfach besser kannst als ich. Und ich repariere eben Fahrräder oder Betten besser. So ist das nun mal.
Gruß
Christian :)
Hallo Johanna,
AntwortenLöschenzuerst einmal war ich überrascht über das Eingeständnis in Bezug auf Alice Schwarzer und Emma. Danke erst einmal dafür.
Du stellst in dem Beitrag die Frage wie es zu der negativen Konotation des Feminismus-Begriffs kommt. Zwei Faktoren könnten hierbei durchaus eine Rolle spielen. Zum Einen aggressives, vielleicht durch Emotionalität bedingtes, Verhalten vieler Feministinnen in Verbindung mit Argumentation in der bestimmten Feministischen Kreisen eigenen Sprache die von außenstehenden erst einmal nicht verstanden wird. Zum Zweiten erlebe ich es als Mann oft so, das nicht der problemlösende Dialog gesucht oder kreative Kritik geübt wird sondern sofort versucht wird den anderen "Platt zu machen" - und ja, jemanden als Sexist und Macho zu bezeichnen ist eine harte Anschuldigung in "normalen" Kreisen.
Hinzu kommt das sehr viele Menschen generell sehr schlecht mit Kritik umgehen können und eine Kritik an einer Einzelenen Handlung / Aussage / Verhaltensweise sofort als Kritik an der gesamten Person verstanden wird.
Gruß
Max
Den sog. "Feminismus" habe ich bereits in seiner Anfangszeit in den 70ern als hoechst aggressiv, gemein und boesartg Maennern gegenueber erlebt.
AntwortenLöschenWas also ist falsch daran, Feminismus als genau das zu bezeichnen, was er ausdrueckt: Machtspiel und Hass gegen Maenner.
Gleichberechtigung hat nichts mit Feminismus zu tun.