Dienstag, 15. Januar 2013

von rache

seit wochen nun hören und lesen wir von den missbrauchsfällen in indien. losgetreten wurde das ganze durch eine brutale vergewaltigung einer jungen studentin in neu-delhi. mich hat in diesem zusammenhang der leitartikel der wochenzeitung „die zeit“ vom 10.1. besonders berührt. der autor schreibt darin von den umständen des prozesses und der bestrafung der täter. leicht nachvollziehbar erscheint der ruf nach rache und nach der todesstrafe, haben doch diese menschen so etwas unmenschliches grausames getan. haben sie etwas anderes verdient? 

in einer demokratie darf es nicht darum gehen, ob jemand etwas verdient hat oder nicht. sondern es geht um gleichheit vor dem gesetz und das recht jedes einzelnen, einen verteidiger zu haben. und nicht sofort getötet zu werden. der zeit-autor weist in seinem artikel nachdrücklich auf die gefährlichen wege hin, wie mit den empörten forderungen eingeschlagen werden. 

empörend sind die fakten, die jetzt endlich öffentlich werden: indische frauen werden unglaublich oft opfer von belästigungen und vergewaltigungen, allein in der stadt neu-delhi soll angeblich alle 18 stunden eine frau vergewaltigt werden. was aber dahinter liegt, ist ebenso empörend: die frau ist nicht viel wert in der ach so gelobten „größten demokratie“ der welt. schon von klein auf sind mädchen unerwünscht, weil das system es vorsieht, dass sie nur geld kosten, aber keines reinbringen kann. ein sohn ist immer noch in indien viel mehr wert als eine tochter, weswegen nach pränatalen geschlechtsbedigungen weibliche föten abgetrieben und kleine mädchen getötet werden. davon erzählt auch in diesem eindrucksvollen interview die indische ärztin dr. mitu khurana, die sich seit jahren gegen diese vorgehensweisen engagiert: interview der ard.

was ist zu tun? es ist großartig, dass in indien die menschen nun darüber sprechen, auf die straße gehen und sich wehren, männer wie frauen gleichermaßen. wir hier in deutschland können wohl nicht viel tun, außer unsere empörung hinausschreien und uns solidarisch zu zeigen mit den indischen frauen. und: dafür sorgen, dass dieses thema verstärkt wahrgenommen und problematisiert wird. weil man endlich darüber spricht.